Was kannst du von einem Busurlaub in der Realität erwarten?
„Vanlife“ und die Realität
Rund um Vanlife und Busferien ist ein riesiger Hype entstanden. Das ist einerseits schön für Ho-Ko und andererseits auch recht schwierig. Ich möchte auf Ho-Ko nichts verkaufen oder vermieten, das nicht der Realität entspricht (natürlich betrachtet man die „Realität“ immer aus einem persönlichen Blickwinkel, die somit auch nie ganz objektiv und allgemeingültig ist).
In unserer schönen digitalen Welt sind viele Themen verklärt und idealisiert dargestellt. So wird auch das Leben im Bus aus meiner Sicht oft verzerrt und verklärt. Daher ist es Zeit für einen Blogeintrag zu dem Thema, in dem ich mir erlaube, meine Meinung und Einschätzung kundzutun.
Ist Wildcampen noch möglich?
Der mit Abstand grösste Irrglaube, der bei uns im Netz herumposaunt wird, hat mit dem Bild der unendlichen Freiheit zu tun. Ja, ich glaube schon, dass man im Bus frei und unabhängig ist, aber nicht so wie oft propagiert wird und schon gar nicht hier in Europa oder der Schweiz! In den Staaten oder in Australien (von dort weiss ich es aus eigener Erfahrung) kann man den Instagram-Bildern durchaus Glauben schenken. Dort kann man mitten im Nirgendwo auf einem Dirttrack am Pistenrand sein Lager aufschlagen und ein riesiges Lagerfeuer entfachen, um das man tanzen kann ohne eine Menschenseele zu stören. Oder man pflanzt sich direkt am Strand vor den Sonnenuntergang hin – auch das ist dort möglich.
Dort spürt man das Gefühl von Freiheit und „Vanlife“ hautnah. Ja, man lebt „Vanlife“ sogar im tatsächlichen Sinne, wie sich das die meisten so vorstellen.
Leider ist das hier bei uns in dieser Form nicht so. Das wir auf einem anderen Kontinent leben und somit auch andere Voraussetzungen haben, muss man unbedingt berücksichtigen. Allerdings sollten wir hier unbedingt auch all die Vorteile vom kleinen und engen Europa würdigen. Wo findet man so viele verschiedene Kulturen, Jahrtausend alte Bauwerke oder klimatisch so viele verschiedene Regionen auf so engem Raum? Und das auch noch in einer unglaublich sicheren Umgebung? Europa ist toll – auch mit dem Bus!
Allerdings muss man sich auch entsprechend verhalten und ein eigenes Gespür für Europa und die Schweiz mit dem Bus entwickeln und nicht die „Vanlifewelt“ aus dem Internet kopieren wollen! Denn sonst stehen wir schon bald vor noch viel mehr Verboten, als wir bei uns ohnehin schon haben.
Leider kann ich die ganzen Verbote sogar nachvollziehen. Es ist nicht in Ordnung, wenn wir bei einem Bauer ungefragt auf seinem Land Halt machen und womöglich sogar noch ein Feuer entfachen, Abfall liegen lassen oder „bestenfalls“ (oft ist es leider direkt beim Stellplatz) hinter dem Busch unser Geschäft samt Klopapier (Blogeintrag) zurücklassen. Mittlerweile gibt es so viele Menschen, die die unberührte Natur und die Freiheit suchen, dass es vielerorts einfach zu viel wird.
Was heisst das nun? Ich will hier keinesfalls behaupten, dass man im Bus keine schöne Zeit haben kann oder das gar alles mehr Schein als Sein ist. Man muss sich lediglich der hiesigen Situation anpassen. Meiner Meinung nach bedeutet das folgendes:
Campen an bekannten Orten
Man besucht bekannt Orte und Sehenswürdigkeiten. Da sollte man gar nicht erst auf die Idee kommen, dass wild campen eine gute Idee ist. Mit einem Campingplatz erspart man sich eine lange Suche nach einem geeigneten Platz und spart sich so viel Stress oder gar eine Busse – es gibt einfach zu viele Menschen, die dasselbe wollen wie man selbst.
Es gibt Regionen in Europa, die ein grundsätzliches Campingverbot erlassen haben. So ist es zum Beispiel in ganz Tirol untersagt, im Auto oder Zelt zu übernachten (eigentlich ist dies sogar in ganz Österreich so, aber in Tirol setzen die Behörden dies auch rigoros um). Also informiert euch!
Campen auf Durchreise oder an wenig besuchten Orten
Ja, „wenig besuchte Orte“ ist ein sehr schwammiger Begriff. Hier gilt es ein Bauchgefühl zu entwickeln und gesunden Menschenverstand walten zu lassen, wenn es darum geht herauszufinden, was geht und was nicht.
In wenig besiedelten Gebieten ist es meiner Meinung nach durchaus in Ordnung, wild zu campen und sich auf die Suche nach schönen Plätzen zu machen. Das kann unglaublich schön sein. Die schönsten Orte und Stellplätze kann man ganz unerwartet finden und man kann richtig davon überrascht werden, wie viel schöne Landschaft es gibt, die nicht von den Massen überrannt wird. Man muss diese nur suchen. Die besten Vanlifeerlebinsse hat man oft nicht auf dem beaten Track.
Wie findet man die richtigen Flecken in Europa?
Ich würde die klassische Strassenkarte vorschlagen und sich da mal genauer die Strecken zwischen den Orten anschauen, zu denen man hinwill oder die man schon kennt. Auf guten Karten sind dort viele Schluchten, Seen, Hügel und Moore eingezeichnet. Zudem bekommt man ein Gefühl anhand von Städten und Strassen, wie dicht die Gegend besiedelt ist. Wenn man von A nach B will, empfiehlt es sich oft langsamere Strassen zu fahren und die Reise selbst zum Ziel zu machen. Schliesslich ist man ja gerade deswegen im Bus unterwegs!
Wo kann man noch am besten Wild Campen
Meine persönliche Meinung ist hier schnell kundgetan: Skandinavien und Frankreich. Auch in Osteuropa und im Hinterland vom Balkan ist es möglich, besagtes „Vanlifefeeling“ zu erleben (allerdings muss man leider auch immer die politischen Situationen gut berücksichtigen).
Wie erwähnt, kauft euch eine gute Karte. Am besten ist immer noch eine physische. Mit so einer hat man ein gutes Gefühl für Distanzen und bekommt so einen guten Gesamtüberblick. Anstatt einer klassischen Karte würde ich einen gebunden Reiseatlanten von Europa empfehlen. Und diesen am besten in einem möglichst grossen Format. Ich finde unseren Atlanten mit verschiedenen Kartenmaßstäben dirn in A3-Format ungeschlagen.
Wild Campen in der Schweiz und Europa zusammengefasst
- Es gibt genügend Orte, an denen man noch wild campen kann. Und das sind Orte, wo nicht jeder hingeht. Für klassisches „Vanlife“ sollte man sich also auch die entsprechenden Destinationen aussuchen.
- An den meisten Orten, die die breite Masse kennt und „die man mal besucht haben muss“ ist es keine gute Idee, wild zu campen. Ganz abgesehen davon, dass es zu 90% ohnehin verboten ist, fährt man mit einem Campingplatz einfach besser.
- Es ist keine Schande, auf einen Campingplatz zu gehen. Je nach Situation kann hierfür auch mit Respekt gegenüber der Natur und den Leuten argumentiert werden.
- Falls es doch möglich ist wild zu campen und man immer noch in der Zivilisation ist, immer um Erlaubnis fragen.
- Wenn du von einem Stellplatz wegfährst, soll niemand sagen können, dass du überhaut da warst – keine Spuren hinterlassen!
- Informiere dich, was erlaubt ist und schätze die Lage entsprechend ein.
- Je grösser das Land und je weniger Leute dort wohnen, desto einfacher ist wildes Campieren. Zudem macht es so auch immer mehr Spass!
- Sobald du im Bus unterwegs bist, bedeutet dies nicht automatisch „Freiheit“ und ist kein Freifahrtschein, um sich überall ungefragt hinzupflanzen.
Und wen du jetzt selber schauen willst wie du Vanlife in Europa erlebst, freuen wir uns sehr über eine Buchung bei uns ;). Campingbus Mieten. See you!
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