Materialien für den Busumbau
Für den Campervan-Selbstbau kann man unter sehr vielen verschiedenen Materialien auswählen. Alle haben andere Eigenschaften, sind unterschiedlich teuer, mal mehr mal weniger natürlich und lassen sich verschieden gut bearbeiten.
Wer sich auf unserer Webseite umschaut merkt schnell, dass es bei uns nur eine schlüssige Antwort in Bezug auf die Materialwahl gibt: Massive Holzplatten aus der Schweiz.
Wenn ihr euren Busausbau plant und euch fragt, welches Material ihr verbauen wollt, stellt ihr euch am besten gleich zu Beginn einige Fragen, um euch eurer Bedürfnisse und Anforderungen bewusst zu werden.
Wir haben für uns folgende Überlegungen gemacht:
- Wie kann und will ich mein Material bearbeiten?
- Wie schwer wird der Einbau ungefähr, wenn ich dieses oder jenes Material verbauen will?
- Sieht das Material gut aus (Achtung: Nicht nur die Fläche anschauen, sondern auch die Schnittkanten!)?
- Wie teuer ist das Material und somit der Ausbau?
- Genügt es meinen Ansprüchen betreffend Nachhaltigkeit und Transportwege?
- Wie stabil und dauerhaft ist mein Material?
- Kann ich dieses bei Beschädigung reparieren?
- Sieht es auch nach fünf Jahren noch gut aus?
- Wie kann ich es pflegen?
- Hat es bestimmte Mehrwerte?
- Gibt es einen spezifischen Nachteil?
Um die Preisfrage ganz grob beurteilen zu können, skizziert ihr euren Ausbau am besten auf und ermittelt so den ungefähren Material- und Plattenverbrauch, den ihr haben werdet. Bei unserem Ausbau, wie er hier zu sehen ist, sind das grob 17m2 unterschiedlicher Platten (für uns in vier Kategorien aufgeteilt: sichtbar, unsichtbar, Arbeitsflächen und Tablare).
Bezogen auf die obigen Punkte könnt ihr selbst entscheiden, welches Material für euch am besten funktioniert.
Die Suche nach einem geeigneten Produkt kann sich aber sehr mühsam gestalten. Leider bleibt bei der industriellen Produktion einiges auf der Strecke. Es gibt unzählige Produkte, die mit hoher Stabilität, Leichtigkeit oder einem günstigen Preis werben. Doch sobald Holz industriell in Masse verarbeitet oder ein Material auf den Holzlook getrimmt wurde, ist diesem unwiderruflich die „Seele“ abhanden gekommen. Meist kann man es nicht klar in Worte fassen, aber stark verarbeitetes Holz hat nicht mehr die gleichen Charaktereigenschaften wie naturbelassenes Holz.
Dies ist im Camper nicht anders als in Häusern. Fast immer misslingt es, den Chalet-Flair in ein altes Haus „hineinzukopieren“. Warum? Weil wir uns die Zeit und Fertigkeiten vom alten Handwerk beim heutigen, modernen Holzbau nicht mehr leisten wollen (und können).
Ein paar gängige Materialien für den Busbau
Hier ein paar Materialien, die beim Campingbusbau gängig sind (Achtung, das ist keine Empfehlung und dient nur dem Überblick):
- 1-Schicht Massivholz (+/- 18 mm dick)
- 3-Schicht Massivholz (+/- 18 mm dick)
- Sperrholz/Multiplexplatten (12 – 20mm dick)
- Spanplatten (+/- 18 mm dick)
- Diverse Leichtbauplatten (z.B. von Lisocore)
- Poulownia Holzplatten (+/- 18 mm dick)
- Definitiv nicht geeignet sind Platten, die den Stoff Formaldehyd enthalten. Dieser ist in vielen industriellen Leimen drin und übt einen negativen Einfluss auf das Raumklima und sogar die Gesundheit aus!
Hier ein paar Gedanken zu den obigen Materialen:
Das “Problem“ beginnt bereits beim Visuellen. Für die industrielle Herstellung musste das Holz in Normstücke geschnitten werden, um weiter verarbeitet werden zu können. Damit hat man bereits zu Beginn des Prozesses dem Holz das Individuelle und Lebendige genommen. Und auch die Eigenschaften der Holzarten werden im Prozess stark tangiert. Sei es mit der Verkleinerung der Holzfasern oder dem Beifügen von Leim und Fremdmaterialen zur „Verbesserung der Holzeigenschaften“.
Poulownia ist im Baumarkt einigermassen günstig und verhältnismäßig sehr leicht. Aber möchte man wirklich in seinem Bus Holz aus China verbauen, welches auf seiner Reise ungeahnte Zwischenhalte und Behandlungen (Haltbarkeit, Schädlinge, Plattenproduktion, usw.) durchlaufen hat? Wenn es solches Holz bis zu uns schafft, kommt dieses zudem höchstwahrscheinlich aus einer Monokultur… dasselbe gilt für viele weitere Holzwerkstoffe und Holzarten. Bei vielen Span- und auch neuartigen Leichtbauplatten wäre eine ausgiebige Recherche nötig, um die Herkunft aller Rohmaterialen beurteilen zu können. Viele werben mit doppelter Festigkeit bei halben Gewicht. Für Informationen bezüglich der Aspekte, die nicht angepriesen oder gar verschweigen werden, muss man sich dagegen selber hinsetzten und die Sachen kritisch hinterfragen. Zumal gerade die Spezial-Highend-Materialen viel kosten.
Die persönliche Verarbeitung ist ein weiteres Argument, das man in Betracht ziehen sollte. Bei Kunststoffplatten bildet sich unangenehmer Staub, Oberflächen sind generell sehr heikel für Kratzer. Oft haben mehrschichtige Platten unschöne oder gar unbrauchbare Kanten, die man aufwendig abdecken muss. Auch der gängige und schadstofffreie Weissleim kommt bei vielen Materialien an seine Grenzen und es muss nach einer Alternative gesucht werden. Desweiteren muss man sich überlegen, ob Beschläge und Scharniere, die man verbauen will, noch genügend Halt in den leichten, dünnen oder zum Teil sogar hohlen Platten finden.
Dies ist eher die kritische und negative Argumentationsseite. Gleichzeitig kann man sich aber auch fragen, was alles nicht beachtet wird und welche guten Eigenschaften von gewöhnlichen Holzplatten einfach ignoriert oder für selbstverständlich genommen werden! Gerade die gute alte 1-Schicht Massivholzplatte erfährt eine vernachlässigte Behandlung, weil für diese niemand mehr richtig Werbung macht.
Daher breche ich hier ein Lanze für eben diese:
Gründe für Massivholzplatten
Man hat die Auswahl an zig unterschiedlichen Holzarten. Dieses haben jeweils andere Eigenschaften, die sich herrlich in einem Campingbuseinbau integrieren lassen. So können diese zum Beispiel hart, weich, starr oder elastisch sein. Einige sind so leicht, dass auf die Menge gesehen, die man verbaut, der Gewichtsunterschied zu den viel empfohlenen teuren Platten nicht wirklich ins Gewicht fällt. Ob die 20 Kilo am Ende den Preisunterschied rechtfertigen, sei dahingestellt.
Im Speziellen ist zu bedenken, dass gut verleimte Massivholzplatten einen visuellen Charakter haben, den man unmöglich künstlich kopieren kann. Ganz zu schweigen von der Haptik…
Dies ist die subjektive Wahrnehmung. Zu der kommen aber auch handfeste Vorteile, die man in dieser Ausgewogenheit nur in Massivholzplatten findet. Für den Busausbau ist eines der stärksten Argumente die hygroskopischen Eigenschaft von Massivholz. Das heisst, dass Holz ein erhebliches Mass an Wasser in sich speichern kann und dieses auch wieder abgibt. Gerade im Camper, in dem man sowieso ständig mit Kondenswasser kämpft, ist man froh um jedes Material, das einen dabei unterstützt.
Des weiteren haben viele Hölzer Harz und Ätherischere in sich eingeschlossen, welche sie in die Raumluft abgeben und so zu einem angenehmen Raumklima beitragen. Auch Reparaturen sind mit Massivholz einfach und sauber zu machen. Die gesamte Verarbeitung ist so sehr angenehm und kann schadstofffrei gestaltet werden. Wenn der Einbau einmal fertig ist, bietet das verbaute Holz ein gute Grundlage, um allfällige Änderungen vorzunehmen. Man kann auch allerlei aufhängen oder anschrauben.
Es gäbe noch viele weitere Punkte, aber hier nur noch ein letzter: Auch die Oberflächenbehandlung ist bei Holz sehr flexibel. Ob man ölen, lackieren, streichen oder laugen und seifen will, kann man ganz auf die persönlichen Ansprüche anpassen.
Wo bekomme ich meine Holzplatten her?
Wie schon erwähnt, gestaltet sich hier die Suche schnell etwas komplizierter. Dies aus dem simplen Grund, dass sich viele Anbieter wie auch Handwerker nicht mehr die Mühe machen, Bretter selber und nach guter Handwerkskunst zusammenzuleimen. So findet man im Grosshandel nur noch Industrieware und eine sehr eingeschränkte Auswahl von verschiedenen Hölzern.
Wenn das Budget und die Ansprüche nicht auf Highend getrimmt sind, kann man aber auch mit Platten aus dem Baumarkt etwas anfangen. Hier muss man einfach bedenken, dass sich die Platten eventuell etwas mehr verbiegen, als eigentlich nötig ist. Wenn man dies aber bereits bei der Planung vom Ausbau mit einbezieht, kann man damit umgehen. Auch bei Herkunft und Verarbeitung muss man sich dem Angebot fügen (da findet man aber schon Ware, die zumindest aus Europa kommt). Die Auswahl in den Baumärkten bezüglich der Holzarten, die aus Europa kommen, beschränkt sich meist auf Fichte/Tanne, Kiefer und eventuell noch Eiche – was schon nicht schlecht ist.
Will man aber aus dem Vollen schöpfen, geht man am besten zum spezialisierten Handel (wie z.B.: https://deligno.ch), diese bieten zum Teil auch Kleinmengen und Spezialanfertigungen an. (Halt gegen entsprechenden Endpreis.)
Noch sympathischer und individueller ist der Schreiner im Dorf. Auch hier ist es leider so, dass viele die Holzplatten nicht mehr selber herstellen und diese aus dem Grosshandel beziehen. Wenn man aber ein paar Anfragen rausschickt, kommt bestimmt etwas dabei rum. Wenn man mal jemanden gefunden hat, hat man hier aber bestimmt die grösste Möglichkeit, genau das zu bekommen, das man auch will. Schlussendlich kann man aus jeder Holzart schöne Platten fertigen lassen!
Welche Hölzer eignen sich?
Zum Schluss gibt es noch einen kurzen Exkurs in die verschieden Holzarten, die heimisch sind und über die man für einen Camperausbau nachdenken sollte:
Sichtteile:
Arven oder andere Kieferholzarten.
Diese haben ein schönes, lebendiges Holz. Aufgrund der Harz- und Öleinschlüsse im Holz riecht es gut. Zudem ist es auch noch einfach in der Bearbeitung. Es ist ein Holz, das in den heimischen Wäldern wächst und sich nicht stark verzieht.
- Heimisch
- Leicht
- Arbeitet wenig
- eher teuer (daher eher nur für Sichtteile)
- schwieriger zu bekommen
- sehr weich (lässt sich mit der Oberflächenbehandlung kompensieren)
Unsichtbare Teile:
Fichte oder Tanne.
Dies ist heimisch und in der Schweiz das Standard-Bauholz. Dadurch ist einfach zu bekommen und günstig im Handel.
- Heimisch
- Günstig
- Einfach zu bekommen
- Schwerer als Arve/ Kiefer
- Verfärbt sich mit den Jahren gelblich (lässt sich mit der Oberflächenbehandlung kompensieren)
Harthölzer für Ablagen, Arbeitsflächen und STARK belastete Teile
Eiche
Auch Eiche ist bei uns heimisch und wird oft verwendet. Bei den Harthölzern ist Eiche im mittleren Preissegment, ist aber deutlich ruhiger (arbeitet weniger) als andere heimische Hölzer, die günstiger sind, wie zum Beispiel Ahorn oder Buche.
- Hart
- Heimisch
- Helleres Holz (im kleinen Bus eher ein Vorteil)
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Schwer
- Eher teuer
Alternativ gibt es noch viele andere interessante Holzarten, die man verbauen kann. Jedes Holz hat seinen eigenen Charakter und spezifische Eigenschaften, die sich super ausspielen lassen. Hier noch eine Auflistung von Holzarten, die man in Betracht ziehen kann.
Esche
- Elastisch
- Hart
- Heimisch
Ahorn
- Sehr hell
- Heimisch
- Hart
Erle
- Schöne Färbung
- Hart
Kirsche, Nussbaum oder sonstige Fruchtbäume
- Sehr interessante Holzmaserungen und Farben
- Meistens hart
- Edel
Eine Liste, die noch weitaus länger sein könnte. Linde, Pappel, Lärche usw. fehlen alle noch. Schaut euch einfach zuhause und draussen um. Und wenn ihr ein Möbelstück oder einen Baum seht, fragt euch einfach mal, was das genau ist und welche Eigenschaften das Holz denn hat.
Also, viel Spass bei eurer Recherche und dem anschliessenden Ausbau!
Für alle die selber mit Holz bauen wollen haben wir in unserem Shop eine ausführliche Bauanleitung zum Download parat. Mit dieser Anleitung könnt ihr unser Konzept selbst nachbauen! Ob ihr unser System genau kopieren wollt oder ob ihr dieses als Grundlage und Inspiration an eure individuellen Vorstellungen adaptiert ist euch überlassen. Alle Infos und was der Bauplan alles genau behandelt findet ihr in der Beschreibung. Gutes gelingen!
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